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Eure Meinung über Corona-Maßnahmen

Eure Meinung über Corona-Maßnahmen

Wir haben euch gefragt – und ihr habt laut geantwortet.

In nur 3 Tagen haben wir Feedback von über 174 Schüler*innen erhalten und ausgewertet. Einige Antworten waren dabei sehr eindeutig. Das sind die Ergebnisse.[1]https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSfoVfw4ltfz6Vch7KB7iccT34IHpbBNdxfWv_WiTT32_X8jyg/viewform?usp=sf_link Die Diagramme stellen die absolute Anzahl dar.


Im Ganzen bin ich mit den Maßnahmen der Schule und Lehrkräfte zufrieden

 

Der größte Anteil der Schüler*innen ist mit den Maßnahmen nicht unzufrieden. Ungefähr 37% sind „zufrieden“ oder „eher zufrieden“. Weitere 35% betrachten die Maßnahmen als weder gut noch schlecht. Etwa ein Viertel (28%) sind entweder „unzufrieden“ oder „eher unzufrieden“.

Daraus lässt sich ein gemischtes Verhältnis zu den Maßnahmen ableiten. Immerhin sind 72% der Schülerschaft nicht unzufrieden.


Wir wurden ausreichend informiert


Ich fühle mich fair behandelt


Ich fühle mich gut auf Klausuren vorbereitet

Eine der erschreckensten Erkenntnisse unserer Umfrage. Lediglich 16% der Antworten sind neutral. Nur 4,8% der Schüler*innen fühlen sich „gut“ auf die anstehenden Klausuren vorbereitet und nur 4 von 168 Schüler*innen betrachten die Vorbereitung als „sehr gut“. Mit 77% befindet sich der größte Teil der Antworten im negativen Spektrum. Über die Hälfte (53%) fühlen sich sogar besonders schlecht vorbereitet.

Die Ursachen sind vielerlei Natur. So fehlt es zum Beispiel teils an Rückmeldungen. „Es wurde gesagt dass wir Feedback bekommen, man uns Dinge erklärt die wir nicht verstehen. Meinen Erfahrungen nach war dies nur bei zwei Lehrern der Fall, die ich habe„. Dieses Stimmung haben wir mehrfach mitbekommen. So schreibt eine weitere Person: „Ich finde es schade, dass wir teilweise komplett neue Themen aufbekommen ohne, dass unsere Lehrer irgendwas dazu erklären. Es fühlt sich an als würden die Lehrer sagen: ‚Mach Mal‘. Das finde ich schade„.
Auch gibt es generelle Kritik an der Vorgehensweise, die aus den politischen Entscheidungen resultiert: „Alle Klausuren noch vor den Sommerferien zu schreiben bzw. nachzuschreiben, finde ich als unmöglich„. Inzwischen wurde immerhin bekannt gegeben, dass in der Oberstufe nur eine Leistungskursklausur geschrieben wird.


Die Aufgabenmenge ist…

Natürlich ist das Empfinden von Aufgabenmengen besonders in der Corona-Zeit immer subjektiv und schwer zu bewerten, da diese nicht immer mit Hausuafgaben oder dem Unterricht verglichen werden können. Dennoch zeigt sich hier ein deutlicher Negativtrend. „Ich kenne keine Schüler aus anderen Schulen, die so eine Menge an Aufgaben bewältigen mussten, wie wir„, schreibt uns ein*e Teilnehmer*in der Umfrage. „Es wird nicht daran gedacht, dass manche Schüler auch viele andere Tätigkeiten haben, welche sie zu Hause erledigen müssen. Zum Beispiel das Aufpassen auf 6 kleine Geschwister Kinder, wenn beide Elternteile tagsüber arbeiten. An den Arbeitsaufträgen müssen sie dann abends bis in die Nacht arbeiten, damit die Abgabefrist irgendwie eingehalten werden kann„, lautet ein weiterer Kommentar. Doch während die Aufgabenmenge insgesamt zu groß zu sein scheint, fehlt wiederum an anderer Stelle Stoff. So dieser Kommentar: „Von manchen Lehrern haben wir nichts oder nur einmal vor den Osterferien etwas gehört. Grade in einem Leistungskurs hat das doch sehr verunsichert, wenn man nicht weiß, wie es nach Schulstart mit den Klausuren weiter gehen soll„.


Einzelne Aufgaben wurden benotet

Diese Zahlen sind leider sehr erschreckend. Über 26% der Lehrkräfte haben verpflichtend Noten auf einige Aufgaben gegeben – und damit die Richtlinien des Ministeriums nicht eingehalten. Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) schrieb an alle Schulen „Auf eine Benotung dieser unter außergewöhnlichen Umständen erbrachten häuslichen Leistungen muss ebenso verzichtet werden wie auf die Androhung von Sanktionen bei nicht erbrachten Leistungen“.[2]https://www.allgemeine-zeitung.de/politik/rheinland-pfalz/rheinland-pfalz-keine-schulnoten-wahrend-corona-pause_21486254 Wer also dennoch zwangsweise benotet wurde, klärt dies am besten zuerst direkt mit der Lehrkraft oder der Schulleitung. Sollte all dies nicht helfen oder ihr eine Benachteiligung befürchten, wäre Kontakt mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) eine letzte Maßnahme.

Hier geht es zu den zuständigen Ansprechpersonen der ADD

Doch trotz vieler Kritik, findet die Benotung von Aufgaben während des Homeschoolings auch Zuspruch. So heißt es im Feedback: „[Die] Psyche [der Schüler*innen] wird [nach dem Schulbeginn] nicht enorm belastet, da der Stress in dieser Zeit wegen so vielen Überprüfungen auf so kurzer Zeit durch eben solche Maßnahmen genommen wird„.


Die Aufgaben und Materialien haben gegenüber normalen Hausaufgaben einen Mehrwert

Weniger als die Hälfte der Schüler*innen (48,1%) geben an, dass die erteilten Aufgaben gegenüber gewöhnlichen Hausaufgaben ‚eher‚ oder einen ‚deutlichen‚ Mehrwert bieten. „Man hat teilweise zusammenhangslose Aufgaben und andere Themen werden unbesprochen beendet und neue mit Wissenslücken begonnen“.


[Oberstufe] Das Aufgabenverhältnis von Grundkursen zu den Leistungskursen ist angemessen

Leider zeigen die Zahlen deutlich, dass Grundkurse überproportional viele Arbeitsaufträge erhalten. Somit werden die gewählten Interessensschwerpunkte der Schüler*innen leider nicht mit angemessenem Fokus gefördert.


Meine Lehrer können mit der Technik umgehen

Ich finde es ist ziemlich chaotisch, da manche Lehrer mit einigen Programmen einfach nicht klar kommen„, schreibt uns ein*e Schüler*in. Die Statistik ist zwar sehr geteilt, doch wenn man bedenkt, dass Medien ein fundamentaler Bestandteil der heutigen Bildung sein sollten, zeigt sich hier doch deutlicher Verbesserungsbedarf. Hier müssen die Lehrer*innen fortgebildet werden, damit sie sicher mit dem digitalen Grundstoff umgehen können.


An Unterricht per Videochat hätte ich Interesse gehabt

Hier ist die Meinung sehr gespaltet. Über Videounterricht hätten sich immerhin 51% der Schüler*innen ‚eher‘ oder ’sehr‘ gefreut. „Ich finde es einfach ultra schade, dass der Online-Unterricht von so gut wie keinem Lehrer in Betracht gezogen wurde.„, schreibt uns ein*e Schüler*in. Weitere 44% lehnen den Unterricht jedoch ‚eher‘ oder eindeutig ab. Lediglich 6% der Schüler*innen sind unentschlossen bei diesem Thema.

Wir haben zudem bereits datenschutzrechtliche Bedenken seitens der Lehrkräfte vernommen. Tatsächlich ist die Verwendung von Videochat-Portalen datenschutzrechtlich aufwendig. Dennoch ist dies mit freiwilliger Zustimmung und einigen Vorkehrungen prinzipiell möglich und realisierbar.[3]https://datenschutz-schule.info/themen/videokonferenz-in-schule-nutzen/


Ich glaube, dass die Maßnahmen meine Noten negativ beeinflussen werden


[Oberstufe] Ich glaube, dass die Maßnahmen meinen Schulabschluss negativ beeinflussen werden

Sowohl in der allgemeinen Notengebung sowie beim Abschluss herrscht große Unsicherheit. Viele Schüler*innen haben bedenken, negativ beeinflusst zu werden. Hier müssen pragmatische und kulante Bedingungen geschaffen werden. Soweit möglich, sollten vielseitige Noten gegeben werden. Die Möglichkeit zu freiwilligen Zusatzleistungen sollte ebenfalls bestehen.


Die Lehrkräfte nutzen die Medien und deren Möglichkeiten

Das Zusenden der Aufträge, ohne ein zentrales Programm nur über E-Mail ist sehr unzuverlässig und chaotisch„. Wir erhalten wiederholt Kritik zur Mediennutzung und besonders zur Organisation. Seit 5 Jahren hat die Schule beispielsweise ein Moodle-Portal, welches die Lehrkräfte jedoch nie genutzt haben. Auch jetzt ist die Nutzung nur sporadisch und uneinheitlich.
Der eine Lehrer über Moodle, der andere doch über E-Mail – jeder wie er will, wodurch manche Aufgaben erst spät entdeckt wurden„.


Feedback wird von den Lehrkräften angenommen und umgesetzt

Fragen werden ausreichend beantwortet


Abschließend lässt sich sagen, dass es definitiv Verbesserungsbedarf im Punkt der Benotung und Klausurvorbereitung gibt. Dennoch darf man nie vergessen, dass die besondere Situation auch für die Lehrkräfte und die Schulleitung keine leichte Situation ist. Einige der Probleme hätten besser vorbereitet werden können und sind das Resultat längerer Vernachlässigung, wie zum Beispiel im Digitalbereich und deren Organisation. Immerhin hat die Verwendung der Technik durch die Pandemie einen lange überfälligen Anstupser bekommen. Wir hoffen, dass die überfällige Digitalisierung nun aber nicht direkt wieder nach Corona verschwindet und optimiert wird. Trotz allem müssen wir in der aktuellen Situation Verständnis zeigen, sollten aber auch Kulanz und Fairness erwarten können.


Redaktioneller Hinweis:
Die prozentualen Werte wurden auf ganze Zahlen gerundet, sodass die Summe der Auswahlen minimal unter- oder oberhalb von 100 Prozent liegen kann.
Zur besseren Lesbarkeit wurde die Satzstruktur einiger Kommentare leicht abgeändert. Der inhaltliche Aussage blieb jedoch unberührt.

Quellen[+]

Mick Leinz

Machte März 2020 sein Abitur am Kurfürst-Salentin-Gymnasium, hilft jedoch gelegentlich aus. Studiert nun im vierten Semester Jura an der Universität zu Köln.

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